Annelie Celner - Lassen Sie Ihre Reden schreiben!

Leseproben

Zum vierzigsten Geburtstag meines Mannes:

Heut' wirst Du vierzig und das bedeutet,
die Midlifecrisis wird eingeläutet
von Stund' an änderst Du Dein Leben,
willst ihm noch mal Spannung geben,
mit Vollwertkost ernährst Du Dich,
trinkst nur noch Fachinger sicherlich,
rennst ins Bodybuilding Studio,
denn die Mädel lieben 'nen knackigen Po;
danach mußt Du Dich erst mal stylen
und in die nächste Disco eilen.
Dein Aftershave hast Du schon erneuert,
demnächst werd' ich dann wohl gefeuert.
So seh' ich meine Zukunft nun
und da gilt es was zu tun.

Über meinen sehr frommen Onkel:

In Gütersloh ist Leichenzug,
für Onkel Päule Grund genug,
den besten Anzug anzuzieh'n,
und nichts, wie zur Beerd'gung hin.
Man hat ihn dazu auserkor'n,
das Kreuz zu tragen, und zwar vorn.
Dieses ist sein größtes Glück,
doch wenn er rennt, gibt's kein zurück.
Die Augen gen Himmel, das Kreuz in der Hand,
gar mancher hätt' Paul so nicht wiedererkannt.
Um ihn herum versinkt die Welt,
er hört nicht, daß der Meßdiener schell;
der Pfarrer spricht eben ein Gebet,
doch unser Päule geht und geht.
Jetzt ist vom Weg er abgekommen,
der Trauerzug folgt wie benommen.

Zum Einzug eines Nachbarn:

Ach, was kann man oft von bösen Nachbarn hören oder lesen,
die hinter der Gardine steh’n
und frech in deine Wohnung seh’n,
die dort parken, wo sie stören
und sich dann noch lauthals beschweren,
die einfach grußlos an dir vorbeirennen
und tun, als würden sie dich nicht kennen,
die wirklich über einen jeden
tratschen oder böse reden.

Dankesrede zu meinem Geburtstag:

Länger leben zu wollen rächt sich,
denn eines Morgens war ich sechzig.
Bin zum Spiegel hingerannt,
habe mich fast nicht erkannt.
Tränensäcke konnte ich seh’n,
auch die Falten fand ich nicht schön.
Der Busen hing und ich schien ganz schlaff,
selbst der Hintern war früher straff.
Orangenhaut mit tiefen Dellen,
die Frauen hier kennen die Stellen.
Der Speck rollt sich frech über den Bund,
Mama würd’ sagen: „Hauptsache gesund“!

Dankeschön an meinen Qi-Gong Lehrer:

Von jeher war es mein Bestreben
lange und gesund zu leben;
dabei jugendlich auszuseh’n
fände ich besonders schön.
Ich knabberte täglich Möhrchen, fing an Müsli zu essen,
natürlich hab’ ich auch das „Wasser trinken“ nie vergessen.
Jedoch das Leben ist gemein:
der Erfolg stellte sich nicht ein.
Dann las ich über Qi-Gong in den Ruhr Nachrichten
und dachte: „Es gibt ja echt tolle Geschichten!“

Gedicht über meinen Hausarzt:

Mancher fragt sich wie er das schafft:
wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch die Kraft.-------
Bisweilen bin ich wirklich platt,
ob er denn keine Laster hat?
Ich sag' es hier, ohne mich zu genieren,
oft hab' ich versucht ihn zu verführen --------------
mit Torte, Pudding oder Eis,
doch inzwischen ich wohl weiß:
nur ein Glas Wasser, kein'n Sekt und kein Bier,
mehr will er leider nicht von mir!---------------

Zum 70 igsten Geburtstag einer stolzen Omi:

Daggi brachte Enkelchen Hannah zur Welt,
es hat Dein Leben auf den Kopf gestellt:
Fortan sah man Dich durch die Geschäfte flitzen,
Du suchtest nach Stramplern und Babymützen;
Schühchen, Lätzchen und anderen Sachen,
die der Kleinen Freude machen.
Dann hieltest Du sie zum ersten Mal im Arm,
und um Dein „Omaherz“ wurde es ganz warm.
Und selbst das Baby hat sofort erkannt:
Mit dieser Frau bin ich „seelenverwandt“.

Für die Nachbarn bei unserem Einzug:

„Kaum komm‘n die neuen Nachbarn an,
gibt es schon Lärm, oh Mann ,oh Mann.
Sie sägen und bohren, geh‘n treppauf und treppab,
sogar ein paar Bäume holzen sie ab.
Sollen sie sich doch zum Teufel scher‘n!“
so könn‘n wir Sie insgeheim reden hör‘n.
Drum möchten wir Sie mit ‘nem Fläschchen bestechen,
und geben Ihnen für die Zukunft das Versprechen:
„Wir werden lieb und leise sein,
uns in die Gemeinschaft fügen ein.“

Geburtstagsgedicht:

Hab’ ich noch irgendwas vergessen?
Ja, früher war er auf Sex versessen.
Heute muss ich schon was riskieren,
um ihn mal richtig zu verführen.
Ich kaufte mir ein tolles schwarzes Neglige,
drapier mich sündig auf dem Bett, als ich ihn seh’.
Er schaut mich von oben bis unten an:
„Ist etwas mit Mutter?“ fragt er dann.

Weihnachtsgedicht:

Auch mit den „Alten" zu leben, ist nicht immer leicht,
den Versuch ist es wert, wenn man dadurch erreicht,
daß sie fühlen: „Wir gehören dazu";
manche Gebrechen verschwänden im Nu.
Denn die Einsamkeit macht krank,
sie ist „heilbar“, Gott sei Dank.--------
Selbst intakte Familien sind nicht mehr in Mode,
viele nehmen Drogen oder trinken sich zu Tode.------
Das sind nun alles düst're Fakten,
drum leg' ich rasch sie zu den Akten.-------